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Neue Serie Start-Up Stories.

Was machen die Start-Ups der Region? Was treibt sie an? Wie gehen Sie mit Erfolg oder Rückschlägen um? Welche Zukunftspläne haben sie? Spannende Fragen, die jede Existenzgründung begleiten. In unserer neuen Serie Start-Up Stories stellen wir in regelmäßigen Abständen Start-Ups aus Ostwürttemberg vor. Wir beginnen mit Beegut, dem Online-Shop, der gut für Bienen ist. Geschäftsführer Hannes Borst ließ sich von uns interviewen.

Der August ist, so teilt Hannes Borst mit, ein umtriebiger Monat für Imker. Dann nämlich ernten sie den Honig, den die fleißigen Bienen vom Frühjahr an hergestellt haben. Um Honig geht es bei Beegut, dem Start-Up aus Jagstzell, aber nur am Rande. Dennoch ist das, was Beegut macht, ganz eng mit den Bienen verknüpft. Der im April 2018 gestartete Online-Shop hat zahlreiche Bienenprodukte im Angebot: Propolis, Gelee Royal, Bienenwachs – und eben auch Honig.

 

Hannes, warum Bienenprodukte? Du und Dein Partner Samuel Ilg, ihr hättet doch auch eine App entwickeln können wie so viele andere es tun!
Hannes: Die Idee mit den Bienenprodukten hatte Samuel. Er hat persönlich gute Erfahrungen mit Propolis bei Hautentzündungen gemacht und dachte sich, dass es an der Zeit ist, so ein Naturprodukt bekannter zu machen und zu vertreiben.
(Hinweis: Propolis ist ein von den Bienen selbst hergestelltes Harz, das im Bienenstock als Kittmaterial verwendet wird. Es verfügt über antibiotische, antivirale und antimykotische Eigenschaften. Heute wird Propolis in der Naturheilkunde verwendet)

Und da habt ihr dann kurzerhand einen Online-Shop aufgemacht?
Hannes: Ja, sozusagen. Wir haben auf Amazon zuerst den Verkauf von Bienenwachs getestet, das hat gut funktioniert. Danach ging es recht schnell. Wir haben Beegut mit insgesamt fünf Produkten eröffnet und das Sortiment nach und nach erweitert. Auch in Sachen Bilder, Grafiken, Produktbeschreibungen und Blogbeiträgen kam Schritt für Schritt mehr dazu. Im April 2018 sind wir als UG gestartet, jetzt ist Beegut eine GmbH.

War der Online-Shop Beegut eure erste Gründung?
Hannes: Nein, Samuel und ich hatten beide schon Erfahrungen aus anderen Gründungen. Samuel hatte zuvor Affiliate-Webseiten entwickelt und ich habe Erfahrungen im Produktverkauf und Einkauf mitgebracht.

Aus welcher Motivation heraus habt ihr gegründet?
Hannes: Wir hatten beide schon eigene Projekte umgesetzt. Die Idee, weiter selbstständig zu sein, war also bereits vorhanden. Ich finde die Möglichkeit, sich mit einer selbstständigen Tätigkeit ein Stück weit auch selbst verwirklichen zu können, sehr spannend. Man darf das tun, was man mag und mit den Leuten zusammenarbeiten, die man mag. Es ist nicht so wie bei einem Angestelltenverhältnis, wo man Dinge vorgesetzt bekommt. Man sucht sich selbst aus, was man will.

Ihr habt jede Menge Do-It-Yourself-Tipps auf der Beegut-Website. Probiert ihr die alle selbst aus?
Hannes: Ja, das tun wir wirklich! Wir haben einen absoluten Bezug zu den Produkten, die wir vertreiben! Im Moment machen Samuel und ich sogar einen Imkerkurs, damit wir noch näher an den Bienen dran sind.

Ihr arbeitet mit einigen Freelancern zusammen, den Großteil der Arbeit erledigst jedoch Du mit Samuel zusammen. Wie sieht eure Arbeitsteilung aus?
Hannes: Da Samuel aus dem Online-Marketing kommt, ist er auch bei Beegut hauptsächlich dafür zuständig. Unser Fokus liegt ganz klar auf dem Marketing. Unsere Zielgruppen erreichen wir fast ausschließlich über das Internet und Social-Media-Kanäle. Ich kümmere mich um den Einkauf, die Lieferanten und die ganzen organisatorischen Dinge, die eher im Hintergrund ablaufen.

Neben dem Online-Verkauf versucht ihr aber auch, die Bienenprodukte direkt zu vertreiben. Wie sieht das genau aus?
Hannes: Über 90 Prozent unseres Umsatzes machen wir online. Inzwischen gibt es aber Nachfragen von Wiederverkäufern, die unsere Produkte in ihr eigenes Sortiment aufnehmen wollen. Für die haben wir eine eigene Rubrik im Online-Shop eröffnet. Wenn Anfragen kommen, bedienen wir diese gerne. Aktiv setzen wir aber weiterhin auf den Online-Vertrieb.

Das Thema Nachhaltigkeit und Naturprodukte setzt ihr ziemlich konsequent um. Es gibt umweltfreundliche Verpackungen und ihr spendet sogar 10 Cent pro verkauftem Produkt für Projekte, die Bienen schützen. Seht ihr darin einen Trend?
Hannes: Wir bedienen Zielgruppen, die sich sehr für Umwelt- und Artenschutz interessieren. Von unseren Kunden erhalten wir ziemlich oft Feedback darüber, was gewünscht wird. Zum Beispiel haben wir unsere Propolis anfangs in einer Plastikdose verkauft. Das gab gleich Ärger! Mittlerweile verwenden wir Glasflaschen. Manchmal muss man aber auch Abstriche machen. Wir wollten unseren Lippenbalsam in Karton verpacken, das ging aber nicht. Als Kompromiss ist er jetzt in recyceltem Plastik verpackt. Wir tun, was möglich ist.

Generell scheint ihr großen Wert auf das Feedback eurer Kunden zu legen.
Hannes: Das stimmt! Wir sprechen unsere Kunden direkt über eine Feedback-Mail nach einem Einkauf an. Darüber haben wir schon 919 Bewertungen erhalten! Konkrete Produktvorschläge nehmen wir wenn möglich auf. Das Kiefernharz zum Beispiel ist kein Bienenprodukt an sich, es wird aber zur Herstellung unserer beliebten Bienenwachstücher gebraucht. Daran hatten wir selbst anfangs nicht gedacht, der Hinweis kam von den Kunden. Also bieten wir es nun ebenfalls an.

Wie sehen eure Pläne für die Zukunft aus?
Hannes: Wir wollen unser Sortiment weiter vergrößern. Wir haben schon viele Bienenrohstoffe im Programm. Künftig sollen Kosmetika auf Basis dieser Rohstoffe mit dazu kommen. Das kann Haarwachs sein, Duschgel oder eine Salbe. Wir entwickeln dazu eigene Rezepturen mit ausgewählten Partner-Unternehmen im Allgäu und in Frankfurt. Außerdem gehen wir sozusagen eine Extrameile und lassen diese Kosmetika nach dem COSMOS-Standard zertifizieren.
(Hinweis: COSMOS ist ein standardisierter Zertifizierungsprozess für Natur- und Bio-Kosmetik)

Wenn man die Entwicklung von Beegut betrachtet, kann man schon jetzt von einer Erfolgsgeschichte sprechen. Gab es eigentlich auch Misserfolge oder Dinge, die schief liefen bei eurer Gründung?
Hannes: Oh ja. Wir waren mit beliebten Produkten immer wieder mal kurzzeitig ausverkauft. Das sollte natürlich nicht passieren. Von einem Etikett mussten wir 3.000 Stück wegwerfen, weil es falsch beschriftet war. Das hätten wir vermeiden können, wenn wir damals schon gewusst hätten, dass es Institute gibt, die solche Beschriftungen im Vorfeld prüfen!

Was treibt euch an, euer Unternehmen weiter zu entwickeln?
Hannes: Wir lieben es, die Entwicklung bei Beegut zu beobachten und selbst zu gestalten! Die Arbeit im Team macht Riesenspaß! Dazu tun wir mit Beegut etwas Gutes für die Bienen. Und ein bisschen kommt auch der Wettbewerbsreiz mit dazu: Wir wollen sichtbarer und besser sein als andere!

Hannes, vielen Dank für das Gespräch und Dir, Samuel und Deinem Team weiterhin viel Erfolg mit Beegut!

(Hinweis: Samuel Ilg, zweiter Geschäftsführer neben Hannes Borst, war zum Zeitpunkt des Interviews in dringende Projekte eingebunden. Er hat die Fragen vorab bekommen und die Antworten von Hannes Borst sind mit ihm abgestimmt.)